“Ich habe nichts zu verbergen” – oder die zarteste Versuchung seit es den Überwachungsstaat gibt

Blogger sind Technikmuffel. Ich weis. Wie gut, dass auf dem Blogger Congress in Berlin (14/15.10.09) ein engagierter Coder (<=18) eine Suchmaschine für investigative Medien vorgestellt hat. News-grep ist eine dringend notwendige alternative zu Google:

Seit langem bedaure ich die Hinwendung der Blogger an einen Monopolisten, der allein wirtschaftliche Interessen im Sinn hat und mit den Globalisten enger zusammenarbeitet als einem lieb sein kann. Wer hat die chinesischen ‘Dissidenden’ an die Polizeibehörden ausgeliefert? Richtig, eine Suchmaschine – oder ist alles schon vergessen?! 

Blogger brauchen die Unterstützung von Hackern. Nur diese haben das Verständniss und das KnowHow um die Gefahren der Überwachungstechnologien (Stichwort: Datamining) einschätzen und umgehen zu können. Ein wichtiger Beitrag ist hier die Arbeit von Salomon E. Asch zum Konformitätsdruck. Jedoch wird Druck durch den Staatsapparat auch viel banaler ausgeübt [1]:

Hier ein Auszug aus dem privacy-handbuch in der Version von 2008:


1.5 Ich habe doch nichts zu verbergen

Dies Argument höre ich oft. Haben wir wirklich nichts zu verbergen? Zwei Beispiele sollen exemplarisch zeigen, wie willkürlich gesammelte Daten unser Leben gravierend beeinflussen können:
• Im Rahmen der Zulässigkeitsprüfung für Piloten wurde Herr J. Schreiber
mit folgenden vom Verfassungsschutz gesammelten Fakten konfrontiert:

http://www.pilotundflugzeug.de/artikel/2006-02-10/Spitzelstaat

1. Er wurde 1994 auf einer Demonstration kontrolliert. Er wurde nicht
angezeigt, angeklagt oder einer Straftat verdächtigt, sondern nur als
Teilnehmer registriert.
2. Offensichtlich wurde daraufhin sein Bekanntenkreis durchleuchtet.
3. Als Geschäftsführer einer GmbH für Softwareentwicklung habe er
eine vorbestrafte Person beschäftig. Er sollte erklären, welche Bezie-
hung er zu dieser Person habe.
4. Laut Einschätzung des Verfassungsschutzes neige er zu politischem
Extremismus, da er einen Bauwagen besitzt. Bei dem sogenannten
Bauwagen handelt es sich um einen Allrad-LKW, den Herr S. für
Reisen nutzt (z.B. in die Sahara).
Für Herrn S. ging die Sache gut aus. In einer Stellungnahme konnte er
die in der Akte gesammelten Punkte erklären. In der Regel wird uns die
Gelegenheit einer Stellungnahme jedoch nicht eingeräumt.
• Ein junger Mann meldet sich freiwillig zur Bundeswehr. Mit sechs Jahren
war er kurzzeitig in therapheutischer Behandlung, mit vierzehn hatte er
etwas gekifft. Seine besorgte Mutter ging mit ihm zur Drogenberatung. In
den folgenden Jahren gab es keine Drogenprobleme. Von der Bundeswehr
erhält er eine Ablehnung, da er ja mit sechs Jahren eine Psychotherapie
durchführen musste und Drogenprobleme gehabt hätte.
[1]
• Kollateralschäden: Ein grosser deutscher Provider liefert falsche Kommu-
nikationsdaten ans BKA. Der zu Unrecht Beschuldigte erlebt das volle
Programm: Hausdurchsuchung, Beschlagnahme der Rechner, Verhöre und
sicher nicht sehr lustige Gespräche im Familienkreis. Die persönlichen
wirtschaftlichen Folgen sind nur schwer zu beziffern.
[2]
• Der falsche Klick : Wie schnell man in das Visier der Fahnder des BKA
geraten kann, zeigt ein Artikel im Tagesspiegel. Die Websites des BKA zur
Gruppe "mg" ist ein Honeypot, der dazu dient, weitere Sympathiesanten zu
identifizieren. Die Bundesanwaltschaft verteidigt die Massnahme als legale
Fahndungsmethode.
[3]
Nicht immer treten die (repressiven) Folgen staatlicher Sammelwut für die
Betroffenen so deutlich hervor. In der Regel werden Entscheidungen über uns
getroffen, ohne uns zu benachrichtigen. Wir bezeichnen die (repressiven) Folgen
dann als Schicksal.

 

Soweit  die German Privacy Foundation. Die ‘Ausladung’ von Prof. Schachtschneider spricht hier Bände: Aufgrund eines Gerüchts wird in der C-Base Community massiver Widerstand inclusive Gewaltandrohung mobilisiert. Die globalen Faschisten reiben sich die Hände. [4]

[1] s.a. annalist und kairaven

[2]
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2008/03/11/provider-liefert-
falsche-daten-ans-bka/

[3]
http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/BKA-
Datenschutz;art122,2390884

[4] http://0815-info.de/News-file-article-sid-10595.html 

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